Die 80er-Jahre
SchalHeld einer
Punktquelle von oben
Hörer
Ob*n: Das von Walker gezeigte
Polardiagramm zeigt auch in den
Höhen eine breite Abstrahl-
charakteristik
Unten:
Diese Skizze verdeutlicht das
Prinzip des Lautsprechers
sitzt einen definierten Leit-
wert, so daB sich die Ladung
unter allen Betriebszustän-
den
immer
rasch
und
gleichmäßig über die Fläche
verteilen kann. Der Trick da-
bei: Wie in der Halbleiter-
technik wird die Kunststoff-
folie m it Fremdatomen „d o -
tie rt“ , was zu einer Art Halb-
leitereffekt (wie beim Transi-
stor) der Folie führt.
Gegen
das
Prasseln
von
Hochspannungsüberschlä-
gen gibt's ebenfalls ein Pa-
tentrezept.
Mit
Hilfe
einer
elektronischen Schutzschal-
tung wird die Maximalspan-
nung auf 7000 Volt begrenzt.
Das bringt jedoch einen ge-
wissen Nachteil m it sich, den
Peter W alker allerdings ein-
kalkuliert hat. Die maximale
Lautstärke ist dadurch auf
100 dB Schalldruck in 2 m
Abstand
begrenzt
(Genau:
2 N /m 2 in 2 m Abstand). Für
Discosound ist dieser Laut-
sprecher also nicht gemacht.
Allein die durch das Prinzip
begrenzte
Baßwiedergabe
dürfte Hardrock- und Disco-
fans wenig befriedigen. Der
halbe Schalldruck (-6 dB)
wird - so W alker - bei 35 Hz
erreicht.
Befriedigt werden
dürften also eher die Con-
naisseurs
unter
den
HiFi-
Freunden. Durch die verzö-
gerte Schallabstrahlung wird
näm lich ein Manko des alten
,,Quad“ m it seinem Tief-M it-
tel- und Hochton-Feld ver-
mieden.
Statt
wie
bisher
knapp
7 Grad
beträgt
die
Bündelung hoher Frequen-
zen (8 kHz) rund ± 25 Grad
(- 3 dB). Das Polardiagramm,
das Peter W alker zeigte, be-
legt dies eindrucksvoll.
Hörerlebnis
ln Hamburg hörte ich diesen
Lautsprecher nun - nachdem
schon viel über seine Theorie
geschrieben wurde - zum er-
sten
Mal in natura.
Skep-
tisch, wie man als professio-
neller Hörer nun mal zu sein
hat. nahm ich auf dem Ju-
gendstil-Sofa in der Villa von
Thomas
Wegener,
dem
Q uad-Im porteur für Deutsch-
land (Scope), Platz. Ein ver-
trauter Anblick: ein Thorens
TD 126
mt
Ultimos
Karat,
Quad-Elektronik
und
schließlich der neue Quad-
Lautsprecher. So groß wie
der „a lte “ , jedoch statt in die
Breite geht er mehr in die
Höhe. Dann ein Stilbruch: die
Lautsprecher stehen auf um-
gekippten Plastikkisten, die
sonst Mineralwasserflaschen
beherbergen.
„D ie
Jungs
hier sagen, so würde er bes-
ser klingen", meint Walker
dazu lakonisch.
Die Nadel
senkt sich - die Offenbarung
bleibt aus:
Nicht schlecht, das Klang-
I
bild, aber es fehlt die Per-
spektive, die Choraufnahme
w irkt
breiig,
der Hallanteil
synthetisch, das Klavier steht
irgendwie im Raum. So hatte
ich schon zahllose Lautspre-
chervorführungen erlebt, die
jeweils im m er als etwas „ganz
Besonderes"
angekündigt
worden waren. „Diese Weiß-
pressung hat m ir ein deut-
scher Tonm eister extra zur
Vorführung
gegeben“ ,
be-
merkt Peter Walker, aber er
hätte da noch etwas auf sei-
ner B 80, eine EMI-Aufnahme
eines Chors, aufgenommen
in der W estminster Abbey,
die sollte ich m ir mal anhö-
ren.
Sprachlos
Was dann geschah, läßt sich
m it W orten kaum beschrei-
ben. Der C hor wurde derma-
ßen aufgelöst, daß man ein-
zelne Sänger (!) heraushörte.
Selbst die Tiefenstaffelung
ist
eindeutig
nachvollzieh-
bar. Ein Test m it einem Kol-
legen,
der der
Hörsitzung
beiwohnte, bestätigtedies. Er
sollte genau auf die Soprani-
stin mit dem leicht m etalli-
schen Stim m charakter zei-
gen - ich hörte sie exakt an
gleicher Stelle. Eine Tiefen-
staffelung, die bisher mehr
oder m inder Einbildung war,
könnte hier sogar von einem
Schwerhörigen ausgemacht
werden - allerdings entspre-
chendes Musikmaterial vor-
ausgesetzt.
Daß
ein
Laut-
sprecher deutlich zwischen
Gut und Böse bei Platten un-
terscheidet, galt schon lange
als Kriterium für ein gelun-
genes
Produkt.
Der
neue
Quad tu t’s mit schonungslo-
ser Offenheit.
So subjektiv dieser erste Ein-
druck war - es stand keine
m ir bekannte Alternative zum
unm ittelbaren Vergleich zu
Verfügung, so bin ich den-
noch fest überzeugt davon,
daß Walkers neueste Schöp-
fung noch viel von sich hören
machen wird. Allerdings nur
in
einem
sehr
exklusiven
Kreis - bei einem Stückpreis
von 3600 Mark.
STEREO 75
30 JAHRE STEREO
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